Qualitative Milieuforschung
Identitätsstiftende Praktiken in großfamiliären Kontexten am Beispiel ausgewählter Szenefelder
Qualitative (offline) Milieuforschung
Durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt sollen ausgewählte Lebenswelten von Angehörigen großfamiliärer Strukturen erforscht werden, denen nahöstliche, nordafrikanische und/oder muslimische Provenienzen zugeschrieben werden. Dabei interessiert sich das Forschungsteam für die kulturellen, identitätsstiftenden Praktiken der Familienangehörigen.
Hierbei werden auch die Verflechtungen in die größeren verwandt- und bekanntschaftlichen Strukturen in den Blick genommen. Das Forschungsteam strebt an, so auch die wechselseitigen Bezüge zwischen unterschiedlichsten sozialen Umfeldern, insbesondere zu Teilen der deutschen Gesamtgesellschaft, zu betrachten. Anhand der Shisha-Barszene, Türsteher-, Kampfsport- und den Rapszenen werden Selbstdarstellungen und einhergehende Selbstwahrnehmungsmuster in Lebenszusammenhängen soziologisch beleuchtet. Ziel ist es, Einblicke in Ausformungen (sub)kultureller Lebensstile und (typischer) Handlungspraktiken der beteiligten Akteur:innen zu gewinnen. Dem Forschungsteam ist es wichtig, die Sichtweisen der Familienangehörigen detailgetreu abzubilden. Die Grundlagenforschung soll zum besseren Verständnis der großfamiliären Strukturen, ihren Beziehungen untereinander und in breiteren Interaktionsräumen beitragen.
Hierzu wurde 2022 ein Working Paper (EZIRE Working Paper 1/2022) erstellt, dass HIER aufgerufen werden kann.
Projektleitung: Dr. Hatem Elliesie
Förderung: BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung)
Laufzeit: 3 Jahre (01.10.2020 bis 31.05.2023)
Projektpartner: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle/Saale
Vorgehen und Ziele
Eslam Soliman wird im Rahmen seines Dissertationsvorhabens die Dynamiken und Grundstrukturen der alltäglichen Lebenswelten von Personen untersuchen, die sich in der Shisha-Bar- und Türsteherszene bewegen. Darüber hinaus soll in diesen ausgewählten Szenenfeldern erkundet werden, welche performativen Ausdrucksformen sich Akteur:innen in der Kommunikation mit ihrer Umwelt sowie innerhalb ihrer Peergroup zu eigen machen. Milieuspezifische Selbstdarstellungen und damit einhergehende Selbstwahrnehmungsmuster spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Studie bedient sich eines ethnologischen Vorgehens und zielt primär darauf ab, die subkulturellen und identitätsstiftenden Praktiken der Akteur:innen zu identifizieren. Die Analyse individueller Denk- und Handlungsmuster einzelner Akteur:innen sollen durch den Einsatz von ethnographischen Interviews ein vertieftes Verständnis der verwandt- und bekanntschaftlichen Dynamiken ermöglichen.
Wie Türsteher und Kampfsportler auftreten und handeln untersucht Luca Reinold. Auch hier wird eine ethnographische Forschung angestrebt, die es dem Forschenden ermöglichen soll, möglichst direkt mit Personen der jeweiligen Szenen zu interagieren. Zentrale Fragestellungen sind dabei, wie in den jeweiligen Szenen Gruppen gebildet und erhalten werden. Außerdem wird betrachtet, welche Rolle die jeweiligen sportlichen/ professionellen Aktivitäten dabei spielen. Daneben wird die Durchführung von Interviews zur Erhebung von Ego-Netzwerken angestrebt. Ziel ist es herauszufinden, mit welchen Personen die befragten Personen in Verbindung stehen, wie sich diese Verbindungen gestalten und welche Rolle Szenezugehörigkeiten dabei spielen. Ein kontrastierender Vergleich der erhobenen und beobachteten Netzwerke der Individuen aus den jeweiligen Szenen soll schließlich Rückschlüsse auf die Bedeutung großfamiliärer Strukturen erlauben.
Mit der Rapszene setzt sich Hatem Elliesie – unterstützt durch Jacqueline Rosin– auseinander. Das Vorhaben beschränkt sich inhaltlich auf das Genre des sog. Gangsta-Raps und seine Akteur:innen. Dabei werden zwei Zielsetzungen verfolgt. Einerseits sollen die Selbstinszenierungen, Darstellungs- und Interpretationsregime von Musikschaffenden dieser Szene betrachtet werden. Hierzu werden zunächst die Texte zentraler Künstler:innen des Gangsta-Rap auf ihre Bezüge zu den darin enthaltenen Themen hin untersucht. In einem weiteren Arbeitsschritt wird die musikalisch/visuelle Darstellung der Texte, beispielsweise in Form von Musikvideos sowie bildhaften Darstellungen der Rapper:innen auf weitere Muster untersucht. Andererseits sollen in diesem Vorhaben auch die Musikschaffenden der Szene allgemein, sowie solche, die explizit aus Gangsta-Rap-Milieus stammen selbst beforscht werden. Aus diesem Grund ist eine Interviewstudie mit Produzent:innen, Künstler:innen und einschlägigen Expert:innen des Genres geplant. Studiobegehungen sind angedacht. Das Forschungsinteresse gilt ihrer Alltagswelt, besonders ihren Arbeits- und Lebensumständen. Auch ihre Karriereverläufe und Motivationen werden im Rahmen der teilstrukturierten Interviews thematisiert.