Mathias Rohe im Gespräch mit dem FOCUS-Online über den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten

Betende Muslime in Moschee
PantherMedia / Lisa Vanovitch

In einem Artikel von FOCUS-Online vom 7. Januar erläutert Rechts- und Islamwissenschaftler an der FAU, Mathias Rohe, sowie Gründungsrektor des EZIRE, den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten und zeigt Möglichkeiten auf, wie dieser Problematik in Deutschland begegnet werden kann.

„Auf der Ebene der Gläubigen gibt es tatsächlich oft starke Ressentiments, vor allem von Sunniten gegenüber Schiiten“ und in einigen Ländern wie Pakistan oder Bahrain komme es teils zu brutalen Übergriffen auf Schiiten. „Die Entwicklung im Mittleren Osten finde ich deprimierend“, sagt Rohe. Noch in den 1960er Jahren habe es Annäherungsversuche gegeben, doch sieht Rohe heute einen „großen Rückschlag“ im Vergleich zu damals: Es habe unter Sunniten Überlegungen gegeben, das Schiitentum als fünfte große Rechtsschule des Islams anzuerkennen. Davon sei heute nicht mehr die Rede. Für den Rückschritt sei vor allem der Aufstieg Saudi-Arabiens mit seiner extrem anti-schiitischen Staatsreligion, dem Wahhabismus, verantwortlich.
Was die Situation der in Deutschland lebenden Schiiten und Sunniten betrifft, betont Rohe hingegen, dass die Schiiten willens seien, auf die Sunniten zuzugehen und sich anzupassen – wohl auch als pragmatische Antwort auf Verfolgung in der Vergangenheit. Insgesamt sehe er „große Chancen“ für eine positive Entwicklung in Deutschland. Auch wenn einige Gläubige eine „deutliche Abgrenzung“ praktizierten, gebe es hierzulande „keine signifikanten Konflikte zwischen den Konfessionen“.
Um das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen in Deutschland weiterhin zu verbessern, könnte aus Rohes Sicht ein Religionsunterricht helfen, der Wissen über die einzelnen Glaubensrichtungen vermittelt, ohne eine Richtung zu bevorzugen oder eine andere abzuwerten. „In den höheren Klassen kann man inhaltlich schon etwas tiefer gehen und sich anschauen, wo die konfessionellen Unterschiede liegen und welche Gemeinsamkeiten bestehen“, sagt Rohe. „Oft wird man dann feststellen: Die anderen machen beim Gottesdienst vielleicht etwas anders, aber so weit ist man gar nicht auseinander.“