Untersuchung zur Rolle islamischer Normen im Alltag von Muslimen

Aufgeschlagene Fachzeitschrift

Spielen islamische Gebote eine Rolle für Muslime, wenn sie Entscheidungen über den Umgang mit ihrem Eigentum im Alltag treffen müssen? Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass einige Gebote von Muslimen stärker beachtet werden als andere. EZIRE-Mitarbeiterin Stephanie Müssig hat in ihrem systematischen Review herausgefunden, dass Muslime besonders islamische Normen zum Konsum beachten. Islamische Normen zum Umgang mit Produktionsgütern spielen im Alltag von Muslimen eher eine untergeordnete Rolle.

In ihrer Auswertung von 20 Forschungsarbeiten zur Rolle islamischer Konsum- und Produktionsgebote im Alltag von Muslimen kommt Stephanie Müssig zu folgendem Ergebnis: Islamische Normen, die den Umgang mit Eigentum in Bezug auf Konsum regeln, beeinflussen Einstellungen und Handlungsentscheidungen von Muslimen im Alltag. Dies betrifft beispielsweise den Konsum von halal geschlachtetem Fleisch oder den Konsum von Alkohol, der im Islam verboten ist, aber auch Konsumentscheidungen im Allgemeinen. Dagegen haben islamische Normen, die den Umgang mit Produktionsgütern regeln, für Muslime einen geringeren Stellenwert. So spielen islamische Normen kaum eine Rolle, wenn Muslime Investitionsentscheidungen treffen oder für ihre Unternehmensführung.

Für den systematischen Review hat Stephanie Müssig sechs wichtige elektronische Zeitschriftendatenbanken der Sozial- und Islamwissenschaften nach Forschungen bis August 2013 durchsucht, die sich mit der Bedeutung islamischer Normen in Konsum- und Produktionsfragen von Muslimen in Westeuropa empirisch auseinandersetzen. Die Autorin konnte 20 relevante Forschungsarbeiten identifizieren, deren Ergebnisse sie auswertete. Der systematische Review ist in der Zeitschrift „Journal of Muslims in Europe“ unter dem Titel „Muslims‘ Day-to-Day Handling of Property and the Adherence to Islamic Norms. A Systematic Review of Studies for Western Europe“ erschienen. Die Untersuchung entstand im Rahmen des ANR-DFG-Projektes „Understanding Property in Moslem Transitional Environments (PROMETEE)“.